Meine Texte
Der Schwerpunkt, der auf dieser Website gezeigten Arbeiten, liegt auf den Jahren 2015 bis 2024. Frühe Arbeiten sind hier nicht vertreten.
„Ich habe festgestellt, dass mich der Begriff „abstrakt“ im Zusammenhang mit Kunst irritiert. Jeder bildnerische Prozess ist ein Abstraktionsvorgang. Wenn ich etwas abbilden möchte – ob nun eine Landschaft oder eine Figur –, dann ist das ein Umsetzungsvorgang, der etwas Räumliches auf die Fläche transportiert, um dort wieder eine Illusion zu schaffen.“
Gottfried Graubner, Künstler
"Von gänzlich abstrakt bis fotorealistisch gegenständlich reicht die Spanne zeichnerischer Ausdrucksformen. Birgit Weber bewegt sich wie viele andere Künstler stilistisch zwischen Figuration und Abstraktion. Das, was umgesetzt oder ausgedrückt werden soll, bestimmt den Abstraktionsgrad der Arbeiten. Eine Besonderheit der Arbeitsweise Birgit Webers ist die Blindzeichnung. Das reale Motiv dient lediglich als Auslöser für einen Prozess, der vielfach blind zeichnend fortgesetzt wird. An erster Stelle steht bei Birgit Weber die Ausdruckskraft der Linie. Der Duktus des Strichs, mit leichter oder lastender Hand geführt, bestimmt die Wirkung. Die zeichnerischen Mittel zeigen sich in ihrer ganzen Formenvielfalt. Es gibt Konturlinien, Parallel- und Kreuzschraffuren, Überlagerungen, perspektivische Darstellungen, die Architektonisches andeuten – dadurch entstehen Eindrücke von Fläche, Raum oder Plastizität. Je mehr Freiraum hier dem spielerischen Tun und der Intuition gelassen wird, desto freier zeigt sich die Linie. Im Motivischen offen, spielen in den Zeichnungen Menschen, Tiere und Pflanzen eine Rolle. Von großer Bedeutung sind Bezüge zwischen Natur und Mensch und Prozesse wie Wachstum, Bewegung, Kommunikation – in sprachlicher und nicht sprachlicher Art –, Geschichten, Filme und Emotionen. Durch die Titel sind die Zeichnungen manchmal in der Gegenständlichkeit verortet, was auf den ersten Blick aber nicht zwingend ersichtlich ist. Birgit Weber arbeitet in den Zeichnungen hauptsächlich mit Grafit und Kohle. Manchmal setzt sie Akzente durch den Einsatz von Markern, Buntstiften oder Kugelschreibern. Bildträger ist meist das Papier. Außergewöhnlich sind die langgestreckten Formate – gezeichnet wird auf Papierrollen –, die sich auf Prozesse, Erzählungen oder Filmstills beziehen. Leserichtung dieser Banner ist von unten nach oben".
Jutta Fischer, Kunsthistorikerin, 2024
Zeichnungen1, große Formate
Mein bevorzugtes Medium ist die Zeichnung. Diese ist für mich das Mittel der unmittelbarsten Übertragung eines Impulses aufs Papier. Ich arbeite gerne mit Stiften, Grafit, Buntstiften und Markern.
Zu Anfang des kreativen Prozesses steht eine Inspirationsquelle in der Realität. Dies kann eine Figurengruppe sein, der Ausschnitt einer Landschaft oder einer Pflanze, ein Filmstill, eine Fotografie oder ein Text. Ich beobachte, recherchiere, und wähle aus. In der künstlerischen Verarbeitung gewinnen diese Elemente ein Eigenleben. Das ursprüngliche Objekt wird mehr oder weniger aufgelöst. Formal gesehen sind meine Arbeiten Experimentierfelder für das Arbeiten mit Linien, Kontrasten, Farben und Kompositionen. Im Arbeitsprozess kommen intuitive Momente dazu. Am Ende des Prozesses ist etwas Neues erschaffen worden.
Bildträger ist meist das Papier. Exemplarisch für meine Arbeitsweise auf Papierrollen, wähle ich eine mehrteilige Arbeit, der eine Erzählung von Marie-Luise Kaschnitz zugrunde liegt. In dieser schildert sie die Geschichten der Bewohner von Bollschweil, der Sehnsuchtsort der Dichterin im Markgräflerland. Die Erzählung diente mir als Impuls für die großformatigen Banner "Natur, Schlafende Jünger, Beschleunigung,, Reben..".. Eingestreut in meine gezeichneten Naturschilderungen sind, wie in der Erzählung „Beschreibung eines Dorfes“, einzelne Szenarien, die meine Fantasie beflügelt haben und die ich versuchte in meine Sprache umzusetzen.
Uhrwerk Orange, 2017
Sommernachtstraum, Grafit, 130 x 50 cm, 2017
Zeichnungen 2, kleine - und mittlere Formate
Der kreative, teils bewusste, teils unbewusste Arbeitsprozess lässt eine Zeichnung entstehen, der im Vorfeld nicht im Detail ausformuliert ist, der
aber durchaus eine erste Grundidee als Ausgangspunkt haben kann. Diese Arbeitsweise spiegelt sich sowohl in meinen Zeichnungen, als auch in den farbigen Siebdrucken wider. Der Zeichenprozess wird oft "blind" weitergeführt.
Zufälligkeiten sind willkommen.
4 Blindzeichnungen, Grafit, jeweils 20 x 20 cm, 2008
Zeichnung auf Taschentuch, 2023
Siebdrucke
Meine Siebdrucke sind meist Unikate, ich schichte, lasiere, kläre und
reduziere, wie bei meiner Malweise. Ich setze Positiv- und Negativformen in
den schon mehrfach bearbeiteten Malgrund. Eine Arbeit ist dann abgeschlossen, wenn sich mir ein für mich stimmiges Bild aufdrängt. Motive
für die Siebdrucke finde ich in meinen Zeichnungen und in Fotografien, die ich in Druckschablonen umwandle. Mir ist wichtig, dass meine ganz eigene Handschrift auch im Siebdruck erkennbar ist.
Zu den zeichnerischen Motiven gesellen sich Objekte und Haushaltsgegenstände, die belichtet werden. Zusätzlich werden gerissene Schablonen aus Zeitungspapier verwendet.
„Ausgehend von dem Druck mit einer klassischen, grafischen Schablone, werden immer neue, sich oft überlagernde Farbschichten hinzugefügt. Zu den klassischen Schablonen tritt ein spontan abgerissenes Papier, eine neue grafische Form. Das Ergebnis rezitiert die Sprache einer abstrakten Malerei, mit impulsiven Pinselstrichen und kraftvollen Gesten. Weber folgt den Spuren freier Strömungen in der modernen Kunst, dokumentiert einen Ansatz, der vor allem auch die Freiheit des Geistes des kreativen Handels reflektiert“.
Jürgen Haberer, LZ, 2024
Rotation, 50 x 70 cm, 2021
4 mal Grafit auf Papier, 40 x 30 cm, 2016